Blick ins Sonneneck zum Tag der Pflege

Wenn Berufung zum Beruf wird:

Ein Blick ins Sonneneck im Cabrini-Zentrum Offenstetten der Katholischen Jugendfürsorge Regensburg zum Tag der Pflege

 

Der Pflegeberuf ist besonders seit Pandemiebeginn in aller Munde. Fachkräftemangel, bessere Bezahlung und angemessene Arbeitsbelastung werden dabei genannt. Michael Rupprecht, der jahrelang Bereichsleiter im Intensivwohnbereich für Erwachsene war, berichtet aus seiner langjährigen Berufserfahrung, wie er und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeit im Haus Sonneneck, Teil des Cabrini-Haus, erleben und leben.

„Ich habe höchsten Respekt und schätze die Arbeit aller, die im Pflegeberuf tätig sind. Es ist – besonders zu Pandemiezeiten – eine große, menschliche Leistung unter diesen Belastungen zu arbeiten“, stellt Michael Eibl, Direktor der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) Regensburg heraus. Die KJF ist Träger von fünf Wohneinrichtungen für erwachsene Menschen mit Behinderung mit insgesamt über 600 Beschäftigten in diesem Bereich. In den Wohngruppen, in denen Pflegeleistungen erbracht werden, arbeiten die Pflegekräfte eng mit den pädagogischen Fachkräften zusammen. Dabei übernehmen sie vielfältige Aufgaben, wie unter anderem: Übernahme, beziehungsweise Hilfe bei der Körperpflege, Dokumentation, Absprachen im Team, Begleitung von Arztbesuchen, Hilfsmittelbestellung, Freizeitgestaltung, Erstellung von Entwicklungs- und Förderplänen sowie der Austausch mit Angehörigen und gesetzlichen Betreuern.

Der Blick hinter die Behinderung 

Der Zivildienst war früher bei vielen der Einstieg in den Pflegeberuf. Wenige haben im Alltag die Gelegenheit mit dem Thema Pflege in Berührung zu kommen und eine positive Erfahrung zu machen. „Bei mir war es die Pflege meiner Großmutter, die mich zu dieser Berufsentscheidung gebracht hat“, berichtet ein Mitarbeiter in Haus Sonneneck. Er und 31 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit sorgen für 27 zum Teil schwerstbehinderte Menschen. Trotz harter körperlicher Arbeit ist die hohe Wertschätzung in den alltäglichen Begegnungen deutlich spürbar. Sie resultiert aus einer Haltung, die von Respekt, Empathie und Verbundenheit geprägt ist. Eine Krankenpflegehelferin berichtet: „Man bekommt immer wieder etwas zurück, es ist unglaublich wie man durch Sensibilität kommunizieren kann, ohne zu sprechen.“ Wie zum Beispiel nach einer erfrischenden Morgenwäsche und einem individuellen Frühstück. Ein Lächeln, ein zufriedenes Gesicht. Nicht alle haben die Möglichkeit selbst zu essen, teilweise kommt die Nahrung über eine Sonde in den Magen. Danach geht es für die meisten in die Förderstätte, die praktischerweise auf demselben Gelände wie das Wohnhaus ist. Wer die Förderstätte nicht besucht, bekommt ein individuell angepasstes Förderprogramm. Denn das Haus Sonneneck ist keine klassische Pflegeeinrichtung, sondern eine Einrichtung der Eingliederungshilfe. Ihr Auftrag ist es, die selbstbestimmte Teilhabe der Bewohnerinnen und Bewohner am Leben in der Gesellschaft zu unterstützen. Die Pflege ist ein selbstverständlicher Teil davon.

Pflege ist mehr als satt und sauber

Die Gestaltung des Dienstplans ist aufgrund der 24-Stunden an sieben Tagen der Woche, in denen die Unterstützung geleistet werden muss und aufgrund des Fachkräftemangels oft eine Herausforderung, schließlich geht es um die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner. „Pflege ist ja nicht nur satt und sauber, sondern auch sozialer Kontakt, Ansprechperson, Förderung, Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten und so vieles mehr. Die Familien der Angehörigen wollen ihren lieben Menschen ja gut betreut wissen“, so eine Arzthelferin. Michael Rupprecht überlegt: „Vielleicht ist die Pandemie eine Chance um zu überdenken, welche Haltung in unserer Gesellschaft eine Rolle spielt? Welche Berufe sind so wichtig, dass sie mehr in den Blick genommen werden müssen? Warum ist bei all der Bedeutsamkeit der Pflegeberuf so wenig angesehen und so wenig im Fokus der Gesellschaft? Wie gehe ich mit den Schwächsten um – auch wenn nicht gerade „Pandemie“ ist?“ Es könnte doch jeden jederzeit treffen auf eine liebevolle, helfende Hand angewiesen zu sein.

Gemeinsam ein Zuhause schaffen

Das Wohnpflegehaus Sonneneck des Cabrini-Zentrums Offenstetten bietet für 27 intensiv behinderte Bewohner, Männer und Frauen im Alter zwischen 23 und 62 Jahren, drei Wohngruppen. Neben Ein- und Zweibettzimmern gehören Garderobe, Küche, Wohnzimmer, gemeinsames Pflegebad mit Hubbadewanne, Wickelliege, Lifte und rollbaren Liegen, ein Dienstzimmer und das Zimmer für die Nachtwache zur Gruppenausstattung. Jede der drei Wohngruppen in Sonneneck verfügt über einen eigenen Raum mit Snoezelenmaterialien für Sinneswahrnehmungen, basale Stimulation und Rückzugsmöglichkeiten. Die ständige Anwesenheit von Fachpersonal, mehrere Notausgänge pro Gruppe, Notfallbeleuchtung, Klingelsystem und die Möglichkeit des Monitoreinsatzes sowie Notstromversorgung gewährleisten einen hohen Sicherheitsstandard. Ein Mehrzweckraum, Terrassen und Balkone bieten vielfältige Möglichkeiten die Freizeit zu gestalten. Alles ist mit dem Rollstuhl befahr- und erreichbar, große Fensterfronten sorgen für viel Licht und schöne Blicke auf den Ostpark und Grünflächen.

Text: Olga Arnstein

Bild: Silvia Heppner